Die Waldkolonie ist ein heterogener Stadtteil.
Sie hat sich in unterschiedlichen Phasen und in unterschiedlich charakteristischen Bereichen entwickelt.
Eine Stadtteil-Beschreibung sollte diese aufzeichnen, kleingliedriger als der DA-Struktur-Atlas 2005.
Zur Stadtteil-Entwicklungsplanung erinnere ich mich (die Daten wurden aus Zeitmangel von mir nicht mehr im Einzelnen überprüft):
1960 empfahl der FNP (Flächen-Nutzungs-Plan), die damalige Waldkolonie nicht zu erweitern, weil ihre Randlage die Integration in die Stadt und ihre Infra-Struktur erschwerte.
1965 wurde eine Kehrtwende beschlossen: durch Erweiterung und Verdichtung sollte ein tragfähiger Wohn-Stadtteil entstehen;
dies wurde in den folgenden Jahren weitgehend realisiert bis auf die seinerzeitigen MK-Ausweisungen im Bereich der ehemaligen Flieger-Kaserne, die als DB-Betriebsgelände mit einfachen Betriebswohnungen genutzt wurde;
außerdem wurden Gewerbeflächen (insbesondere zur Auslagerung von Betrieben aus innerstädtischen Gemengelagen) ausgewiesen, erschlossen und besiedelt.
Die Westrandstraße Eifelring wurde konzipiert und freigehalten und zwischen Rheinstraße und Dornheimer Weg auch realisiert.
In den folgenden Jahrzehnten gab es allerlei grundstücksbezogene Veränderungen und Aufwertungen:
– nur kurzfristig erfolgreiche Bemühungen um eine Ansiedlung von Einzelhandel – zumindest für eine bessere Versorgung mit Lebensmitteln, – erst kürzlich mit REWE in der neuen Bahngalerie ansatzweise realisiert;
– Schlichtwohnungen wurden saniert;
– Islamische Gemeindezentren wurden errichtet;
– das “Alte Schalthaus“ wurde renoviert und neu genutzt.
Verkehrs-Experten und Stadtplaner wiesen dem Projekt Eifelring immer wieder wechselnde Bedeutungen und Funktion zu und verwirrten damit Politik und Bürgerschaft mehr oder weniger.
In den neunziger Jahren wurden größere Perspektiven im Zuge der WESTSTADT-ENTWICKLUNG zwar angedacht – allerdings nicht konsequent und kreativ weiter verfolgt:
– eine Entwicklungs-Achse am Westufer der Bahn,
– daneben eine neue Eisenbahn-Hochgeschwindigkeits-Strecke,
– eine neue Straßenbahn DA-Weiterstadt,
– schrittweise Konversion von Militärflächen sowie von Betriebsanlagen der DB und der HEAG.
In diesem Kontext blieb auch die Erwägung auf der Strecke, den Eifelring als angebaute Erschließungsstraße auszubilden und auf seiner Westseite zusätzliche Grundstücke auszuweisen, zwar auf Kosten des Westwaldes, aber doch auch, um hier Nutzer anzusiedeln, die ihre Waldrand-Adresse schätzen, stabilisieren und notfalls auch verteidigen; durch diese neue Randbebauung der Waldkolonie sollten attraktive Wege in den zu kultivierenden Wald führen.
Verkehrs-Experten und Stadtplaner wiesen dem Projekt Eifelring immer wieder wechselnde Bedeutungen und Funktion zu und verwirrten damit Politik und Bürgerschaft mehr oder weniger.
– Ein potenzielles ehrgeiziges Projekt GEHABORNER HOF wurde ziemlich unzulänglich angegangen und vergeigt.
– Weiterstadt betrieb seine Entwicklung zwischen A5 und DA auf seine Art; DA und Weiterstadt investierten wenig bis nichts in konstruktive Kooperation.
– Die Probleme der Stadtentwässerung (Westsammler mit Überläufen, Darmbach als Gewässer oder Abwasser-Graben, Ausbau der Kläranlage) wurden isoliert technisch ingenieursmäßig, aber nicht in die Landschafts-Pflege integriert wahrgenommen.
Unterschiedliche Interessen zur Bewahrung oder Veränderung des Siedlungs-Charakters wurden durch Bebauungspläne mehr oder weniger zufriedenstellend geregelt.
Die Werte des Westwaldes wurden nicht gepflegt und gewürdigt; der Westwald war eher Verfügungsfläche für Allerlei, für Fernstraßen und Fernleitungen und für die regionale Wasserwirtschaft.
Insgesamt kann man die seitherige Entwicklung der Waldkolonie als ein recht inkonsequentes Nacheinander von wechselnden Vorstellungen und Einzelprojekten bewerten.
Hier müsste an Stelle des seitherigen stückweisen Gewurstels eine grundsätzliche Neuorientierung vollzogen werden, um weiteren Schaden zu verhindern, Zusammenhänge zu erkennen und zu wahren und zugleich neue Chancen zu eröffnen und wahrzunehmen.
Dazu müsste zunächst einmal schrittweise und zügig im Rahmen der Regional-und Flächennutzungs-Planung vorgegangen werden – ganz “klassisch“ mit Bestandserfassung, Analyse, Diagnose und Ziel-Diskussion in 2013/14 und Rechtssetzung in 2014/15 und angemessenen Maßnahmen in 2015 bis 2020.
Die hierfür notwendigen Weichenstellungen gehören auch in die Wahl-Programme der nächsten Wahlen.
Alle Schritte sollten – wie es die derzeit gültigen Koalitionsverträge versprechen – in öffentlichen Foren erörtert werden.
(TK am 4.2.2013)